Was ist ein Bildband?
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde das fotografische Diapositiv erfunden, eine Weiterentwicklung der bis dato gemalten Durchsichtbilder für sogenannte "Laterna-Magica"- Projektoren. Hierbei wurde eine zuvor entwickelte Foto-Negativplatte mittels verschiedener Verfahren auf eine Diapositivplatte kopiert. Erneut entwickelt, mit einem schützenden Deckglas versehen und eingerahmt stand somit ein projektionsfähiges Glasplattenobjekt mit durchschnittlich 8,5x10 cm Größe zu Verfügung. Bereits die Materialkosten und der notwendige Aufwand machten Glasplattendiapositive zu einer relativ teuren Angelegenheit, die sich kaum in Privathaushalten der mittleren und unteren Einkommensschichten finden konnten. Die Hauptabnehmer für Diaserien blieben Bildungseinrichtungen, Kirchen und hauptberufliche Vorführer.
Die Erfindung des Filmes Ende des 19. Jahrhunderts bedeutete hinsichtlich preiswerterer Projektionsmöglichkeiten einen bedeutenden Fortschritt, der allerdings zunächst nur dem bewegten Bild zugute kam. Forschungen, das Filmmaterial auch für die Fotografie nutzbar zu machen, mündeten einerseits in der Kleinbildkamera "Leica", andererseits im 28 mm-Bildband, dessen Erfindung wohl auf die französische Film-Firma Pathé 1921 zurück geht. Zur gleichen Zeit gab es in den USA 55 mm-Bildbänder ohne Perforation der Stillfilm Inc., Los Angeles, und 35 mm der Firma Picturol ab 1923. Die amerikanische Firma Tru-Vue entwickelte Stereobildbänder ab 1933, die jedoch nur mit einem Betrachter, keinem Projektor gesehen werden konnten. Die französische Firma Mundus vertrieb ab 1947 Bildbänder auf 16 mm-Film.
In Deutschland ersetzte ab dem Ende der 1030er Jahre das doppelt so große Leicaformat das alte "Normalformat". >>>Informationen dazu aus einem Prospekt des Verlages KMH (Ludwig Schuhmacher)<<<
Ein Bildband kostete nur einen Bruchteil einer Glasbilderserie. Als Vorteil wurde auch gesehen, dass die Reihenfolge der Einzelbilder nun nicht mehr durcheinander kommen konnte und dass das Material sehr leicht war und daher gut zu transportieren (Quelle). Die feste Reihenfolge wurde in Deutschland für den Schulunterricht jedoch als Nachteil gesehen. Ein Bildband war außerdem im Gegensatz zu einem von seinem Deckglas gut geschützten Glasplattendia mit Rahmung ungeschützt den Umwelteinflüssen ausgesetzt.
Bildband-Größen
Tru-Vue Stereo-Bildbänder mit normaler und 4,5cm Perforation
Die Bildqualität eines Bildbandes war aufgrund der geringen Größe nicht so gut wie bei einem 8,5 x10 cm – Lichtbild. Hinzu kam, dass viele Bildbänder nicht durch Kontaktkopie hergestellt wurden, sondern von Papiervorlagen abfotografiert, was die Qualität von vornherein schwächte. Trotz der geringen Größe der Bilder boten manche Verlage an, die Bilder kolorieren zu lassen (per Hand oder mit Schablonen.
Zahlreiche Verlage (Stand vom25.12.2023), darunter in Deutschland wissenschaftlich orientierte wie Stoedtner oder Seemann, aber auch der Deutsche Lichtbild-Dienst GmbH (einer Abteilung der "Reichszentrale für Heimatdienst", gegr. 1922) oder die Deutsche Lichtbild-Gesellschaft e. V. boten Diaserien und Bildbänder an. Auch Privatleute konnten sich "ihre" Bildbänder bestellen, indem sie entsprechende Vorlagen einlieferten. Spätestens ab den 1950er Jahren war es auch für Privatleute möglich, sich von Negativfilmen ihre Bildbandkopien herzustellen, zum Beispiel nach der Kontaktmethode mit diesem Ilford-Printer.
Mitte der 1930er Jahre untersagte die "Reichsstelle für den Unterrichtsfilm" die Verwendung von Bildbändern in der Schule (aufgrund der fehlenden Anpassungsmöglichkeit eben durch die starre Bildfolge). Das Verbot wurde mehrfach wiederholt und beschnitt damit erheblich die Möglichkeit der NSDAP, ihr Propagandamaterial - das sich hauptsächlich auf Bildbändern befand - in den Schulen zu zeigen. Außerhalb Deutschlands blieben Bildbänder bis in die 1980er Jahre im Einsatz: so in England und den USA.
Auszug aus einem ZDF-Doku (2018) über die Bildbandfirma Mikrolux (DDR):